In eigener Sache…
Anlässlich vergangener bso-Anlässe (Mitgliederversammlung MV, Regio Impulse, Fachtagung) wurde auf „schwierige alte Muster“ hingewiesen, welche die Arbeit im bso stören. Es werden auch bewährte positive oder neue unterstützende Muster wahrgenommen, über die im Alltag gerne hinweggesehen wird, weil sie mit einer gewissen Selbstverständlichkeit einhergehen. Dennoch hat es sich der Vorstand zur Aufgabe gemacht, sich mit diesen „schwierigen alten Mustern“ auseinanderzusetzen. Er ist sich dabei bewusst, dass er damit auch schwierige Anteile der Verbands- und Vorstandsgeschichte aufrollt. Ziel dabei ist, selber und zusammen mit der Verbandscommunity reflexiv Lernschritte zu machen. Dies soll in einer kritischen, offenen und respektvollen Haltung gegenüber aktuellen und ehemaligen Verbandsmitgliedern und -exponent:innen erfolgen. Gerne eröffnen wir die Diskussion dazu im Blog-Beitrag.
Eine Annäherung an «schwierige alte Muster»
In einer ersten Phase hat der Vorstand versucht, sich der Metapher „schwierige alte Muster“ anzunähern. In der zweiten Phase, während des Sammelns, zeichneten sich Inhalte ab. Diese in Worte zu fassen erwies sich dann unerwartet anspruchsvoll. Die nun folgende Zusammenstellung ist nicht abschliessend und liefert eine erste Betrachtungsweise aus der Vorstandsperspektive. Vermutlich ergeben sich aus anderen Rollen ähnliche, gegensätzliche oder neue Perspektiven, vielleicht stechen ganz andere Muster heraus.
• «Neues ablehnen – primär kritische Fragen stellen.»
Mögliche Beispiele dafür: Die Einführung der aktuellen Gender-Schreibweise des Verbandes… die Einführung der Mitgliederkategorie Silverstars… der Wechsel der Geschäftsstellenführung zur B’VM… die Einführung von Weiterbildungsangeboten für Mitglieder bso…
Nicht gemeint damit ist, keine kritischen Fragen zu stellen… Wir wollen ein wohlwollendes Prüfen und kritisches Kommentieren von Neuerungen.
• «Nicht gehört werden.»
Ein mögliches Beispiel dafür: Der wiederholte Hinweis der MV, den Gesamtbetrag der B’VM-Kosten für den bso aufzuschlüsseln.
• «Sich für Partikularinteressen einsetzen…»
Als Beispiel dienen die oft zeitraubenden Anfragen von Mitgliedern an die Geschäftsstelle, welche genau für ihre Situation eine Ausnahmelösung (z. Bsp. eine Verlängerung der Verlängerung des Q-Zyklus…) möchten.
• «Positive Energie wird «aufgefressen.»
Als Beispiel kann an Anlässen (z.B. MV) oder in Gremien (z.B. Vorstand) wiederholt erlebt werden, dass das halbleere Glas betont wird und weniger das halbvolle Glas.
• «Sitzungskultur: Viele Worte – wenige Entscheide.»
Beispielsweise werden an Anlässen (MV, Vorstand, Aufnahme- und Qualitätskommission AQK) bei Entscheidfragen gleiche Voten wiederholt gemacht und Entscheidungen werden oft vertagt.
Dieses Muster kann sehr wohl auch immer wieder positiv erlebt werden: Es sind am Schluss alle Sichtweisen eingebracht und alle Meinungen gehört worden (ausser obiges Muster «nicht gehört werden» spielt mit… ) und der Entscheid wird dann auch gut getragen.
• «Sich mit sich selber beschäftigen.»
Diese Bemerkung wurde wiederholt primär an den Vorstand herangetragen. Als Verband für qualitativ hochstehende Beratung plädiert der Vorstand dafür, dass sich Gremien auch für sich selbst und ihre Zusammenarbeit Zeit nehmen sollen. In Zeiten von „schnellen Abgängen“ (siehe unten) ist dies tendenziell vermehrt der Fall.
• «Frauen gehen – Männer bleiben.»
Als Beispiele können die vielen Wechsel im Vorstand (inkl. der einen Präsidentin) und auf der Geschäftsstelle dienen.
Als Verband, dessen Mitglieder mehrheitlich Frauen sind, scheint dies ein zentrales Thema zu sein: Wie sind wir organisiert und wie gehen wir miteinander um, damit alle Geschlechter gut repräsentiert sind und sich einbringen können?
• «Schnelle Abgänge.»
Insbesondere im Vorstand haben wir viele Austritte, die – oft aus nachvollziehbaren und nicht durch den bso beeinflussbaren Gründen – sehr schnell oder gar «per sofort» erfolgen.
Der Vorstand will schwierige Muster gezielt angehen
Der Vorstand setzte sich mit verschiedenen Mustern vertieft auseinander. Zwei Beispiele sollen als Illustration dienen:
• «Neues ablehnen – primär kritische Fragen stellen.»
Der Vorstand und die Geschäftsstelle erleben dies bei den verschiedensten Gelegenheiten immer wieder (Beispiele siehe oben). Aus der Auseinandersetzung mit diesem Muster geht der Vorstand einige Punkte gezielt an:
o Innerhalb des Vorstandes haben wir ein regelmässiges Traktandum installiert, in dem wir reflexiv unsere gegenseitigen Wahrnehmungen austauschen.
o Eine Vorstandsdelegation traf sich am 16.01.2024 mit einer Delegation der AQK. Gemeinsam konnte eine neue gemeinsame Basis und gegenseitiges Verständnis erarbeitet werden. Am Gremienevent vom 18.06.2024 soll dies weiterentwickelt werden.
o Der Vorstand bereitet die MV gezielt auch unter diesem Aspekt vor und möchte für die bevorstehende MV mit informativer Dokumentation Entscheidungsgrundlagen schaffen – möglichst strukturiert, transparent und einem Verband (auch) für Supervision angemessen.
o Der Vorstand versucht – neben der Thematisierung an Anlässen – mittels eines Blog-Artikels mit den Mitgliedern bso in den Austausch zu kommen.
• «Schnelle Abgänge»:
Der Vorstand hat primär strategische Arbeit. Doch durch die Verbandsgrösse und -finanzierung wird der Vorstand bis auf weiteres immer wieder auch in operativen Projekten eingebunden. Durch diesen Umstand ist die Vorstandsarbeit– zu einem grossen Teil – Freiwilligenarbeit. Für den Vorstand ist klar, dass die Mitglieder grundsätzlich jeweils für die 3-jährige Amtsdauer gewählt werden… doch aufgrund der persönlichen Entwicklungen und der Arbeitsbelastung muss auch weiterhin ein Aussteigen während der Amtsdauer möglich sein. Dennoch hat der Vorstand auch dieses Thema aufgenommen:
o Der Vorstand will auch unter diesem Aspekt die interne Zusammenarbeit sowie die konkreten Perspektiven der Vorstandsmitglieder in den regelmässigen Reflexionsrunden thematisieren.
o Das Muster der schnellen Abgänge fliesst in die Rekrutierung neuer Vorstandsmitglieder ein.
Die Diskussion ist eröffnet…
Der Vorstand ist sich bewusst, dass das Aufnehmen der alten Muster auch Risiken enthält. Der Vorstand will jedoch eine sinnvolle Transparenz herstellen und den Mitgliedern Gelegenheit geben, bezüglich der Muster Einfluss zu nehmen und die Entwicklung der Verbandskultur mitzugestalten. Ein wichtiger Teil dieser Auseinandersetzung ist auch Bewusstseinsarbeit: Alle Verbandsmitglieder und -exponent:innen sollen sich so weit wie möglich der aktuellen Muster bewusst sein und diese damit auch weiter entwickeln können.
Gerne lädt der Vorstand zu Reaktionen ein:
• Welche schwierigen und positiven Muster nimmst du als Mitglied wahr?
• Welche Muster sind dir als Mitglied zur Veränderung oder zum Beibehalten wichtig?
• Was gibt es zur Verbandskultur weiter zu sagen?
• …
Ein Beitrag des Vorstandes bso
Februar 2024