Lebenslanges Lernen: Eine Schlüsselkompetenz für die Zukunft
Bereits heute arbeiten wir selten noch in dem Bereich, in dem wir einst eine Grundausbildung genossen. Wir bilden uns weiter, passen uns den Ansprüchen der Arbeitswelt 4.0 und unseren persönlichen Interessen an. Lebenslanges Lernen ist das Stichwort der Stunde und die Grundlage einer erfolgreichen Zukunft. Denn Weiterbildungen kommen allen zugute: Dem Individuum, der Organisation – und auch der Gesellschaft.
Ein Gastbeitrag vom CZO Coachingzentrum Olten, von Sonja Kupferschmid und Pascal Dimitri Ruchti
Wissen und Kompetenzen sind einem permanenten Wandel unterworfen: Bestehendes Wissen geht verloren oder verliert seinen Wert, neue Fähigkeiten sind gefragt. Entwicklungen wie die Digitalisierung und die VUCA-Welt beschleunigen diesen Prozess. Um mit der Zeit zu gehen, ist lebenslanges Lernen ein Muss. Diese Aufgabe ist nicht nur den Individuen aufgetragen, sondern auch den Organisationen. Denn diese müssen dem Wunsch nach fortlaufender Weiterentwicklung und dem zunehmenden Wissens- und Weiterbildungsdurst Busse tun und ermöglichen, dass sich Arbeitskräfte einem fortlaufenden Lernprozess verschrieben haben.
Wissen und Bildung gehören zu den wichtigsten Ressourcen der Schweiz
Bereits heute zeichnet sich ein gewisser «Berufswandel» ab. In der Schweiz nahmen im Jahr 2022 rund 20% der Erwerbstätigen an einer Weiterbildung teil. Damit liegt die Schweiz bei der Weiterbildungsbeteiligung an der Spitze der OECD-Länder, wo der Durchschnitt bei 10% liegt (OECD, 2023). Je höher das Bildungsniveau, desto höher ist auch die Weiterbildungsbeteiligung. Personen mit einem Tertiärabschluss nehmen doppelt so häufig an einer Weiterbildung teil, wie Personen mit einem Abschluss auf Sekundarstufe II, wobei es keine geschlechtsspezifischen Unterschiede gibt. (Bundesamt für Statistik, 2023).
Weiterbildungen sind wichtig für das Employer Branding
Auch beim Employer Branding zählen Weiterbildungsmöglichkeiten zu den wichtigsten Faktoren, um potenzielle Fachkräfte für das Unternehmen zu gewinnen. 2021 nahmen 49% der Erwerbstätigen zwischen 25 und 64 Jahren in der Schweiz an mindestens einer beruflich orientierten Weiterbildung teil. Dabei wurden 93% von ihrem Arbeitgeber in Form von Arbeitszeit oder finanziell unterstützt. Das Ausmass der Unterstützung hängt hauptsächlich von beruflichen Faktoren wie Beschäftigungsgrad, Dienstalter oder Betriebsgrösse ab (Bundesamt für Statistik, 2024).
Anpassungsfähigkeit ist lernbar
Die Zeiten, in denen man einst ein Handwerk erlernt hat, dieses jahrelang ausübt um irgendwann eine qualifizierte Spezialkraft zu werden, sind vorüber. Die heutige VUCA-Welt fordert neudenkende, agile und anpassungsfähige Arbeitskräfte, welche sich durch Lernfreudigkeit auszeichnen und sich weiter entwickeln wollen. Wie jede berufliche Fähigkeit ist auch die Fähigkeit zur Anpassung erlernbar. Es gilt, mit der rasanten Arbeitswelt 4.0 und deren technologischen Entwicklungen Schritt zu halten. Menschen, die bereit sind, sich agil den Gegebenheiten anzupassen und diese mittels Weiterbildungen für sich nutzen zu können, sind besser gerüstet, um sich den kommenden Herausforderungen resilient stellen zu können.
Lebenslanges Lernen ist ebenso lernbar, und zwar in erster Linie für Organisationen, Institutionen, Staaten und Nationen. Es geht dabei darum, Lernen als Lebensprozess zu sehen und mittels Chancengleichheit und Bildungsangeboten zu fördern. Die Schweiz beispielsweise ermöglicht mit der Subjektfinanzierung eine finanzielle Unterstützung und fördert so das Weiterlernen von Personen.
Beruflicher Erfolg durch kontinuierliche Weiterbildung
Der stetige Wandel lässt es nicht mehr zu, sich auf ein Aufgabengebiet einzuschiessen, vielmehr sind Allround-Fähigkeiten und Kreativität gefragt, denn so ungewiss die Zukunft auch ist, so sicher ist ebenso, dass darin einiges anders laufen wird als bisher. Wer sich im beruflichen Kontext stetig weiterentwickelt, hat nicht nur erhöhte Chancen eine gewünschte Stelle zu finden, sondern auch eine höhere Wahrscheinlichkeit, diese mit Bravour zu füllen. Die Bereitschaft, Neues zu lernen ist bereits heute unerlässlich und dürfte in Zukunft einer der wichtigsten Schlüssel zum beruflichen Erfolg sein. Denn lebenslanges Lernen heisst lebenslange Beschäftigungsfähigkeit.
New Learning – Personalentwicklung in der digitalisierten Arbeitswelt
Um lebenslanges Lernen am Arbeitsplatz zu gewährleisten, braucht es hauptsächlich vier Schlüsselelemente: Selbstständigkeit, Reflexionsfähigkeit, ein Netzwerk und neue, individualisierte Lernmethoden (Winkler & Fink 2022). Durch diese vier Eckpunkte soll das bedürfnisorientierte Lernen ermöglicht und kultiviert werden. Doch eine solche Haltung kann sich nur entwickeln, wenn das Umfeld, also beispielsweise der Betrieb, die nötige Lernkultur nach dem Ansatz von New Learning etabliert.
Lernkultur als Grundlage
Um die obigen Schlüsselelemente im Arbeitsleben einzubringen, braucht es in einer Organisation eine griffige Lernkultur. Hierfür spielen vor allem Führungskräfte eine entscheidende Rolle, denn mit dem richtigen Mindset müssen diese selbstständiges und eigenverantwortliches Lernen etablieren. Denn wer das Gefühl hat, sich nicht informieren oder weiterbilden oder über Gelerntes austauschen zu dürfen, wird auch nicht eigenverantwortlich lernen. Deshalb ist die gelebte Kultur, unter anderem auch eine agile Haltung der Führungsperson sowie eine gesunde Fehlerkultur und damit die psychologische Sicherheit die Grundlage einer lernfreudigen Organisation mit motivierten und somit gesunden Arbeitskräften.
Bildung in allen Lebensphasen – auch im Alter
Doch auch Personen über 65 Jahre nehmen vermehrt an Weiterbildungsangeboten teil. Hier hat sich die Zahl der Interessierten zwischen 2012 und 2023 fast vervierfacht. Bildung ist eine wichtige Ressource für die Lebensqualität im Alter. Bildung und Lernen in allen Lebensphasen werden nicht zuletzt aufgrund der Anforderungen durch die zunehmende Digitalisierung der Gesellschaft sowie des Wunsches nach Förderung und Aufrechterhaltung der Gesundheit für ein selbstbestimmtes Leben immer wichtiger (Seifert et al., 2023).
Ein Leben lang lernen
Auch abseits der Arbeitswelt hat das lebenslange Lernen unzählige Vorteile. Darunter zum Bespiel die positive Eigenschaft, dass Menschen, welche sich stetig neue Fähigkeiten aneignen und dafür Lernprozesse durchlaufen, grundsätzlich weniger Demenzerkrankungen oder depressive Verstimmungen haben. Wer sich ein Leben lang mit neuen Dingen auseinandersetzt, bleibt agil in den Denkstrukturen und kann sich schneller und besser auf neue Gegebenheiten anpassen. Lebenslanges Lernen ist gewissermassen eine Lebenseinstellung, eine Haltung, die über alle Lebensabschnitte und Lebensbereiche hinweg gelebt wird.
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Quellenangaben
Bundesamt für Statistik. (2024, 23. Januar). Arbeitgeberunterstützte Weiterbildung | Medienmitteilung | Bundesamt für Statistik. https://www.bfs.admin.ch/bfs/de/home/aktuell/medienmitteilungen.assetdetail.29765674.html
Bundesamt für Statistik (2023). Weiterbildungsteilnahme. bfs.admin. https://www.bfs.admin.ch/bfs/de/home/statistiken/bildung-wissenschaft/bildungsindikatoren/indicators/weiterbildungsteilnahme.html
OECD (2023). Bildung auf einen Blick 2023: OECD-Indikatoren. wbv Publikation. https://www.bmbf.de/SharedDocs/Downloads/de/2023/20230912-oecd-vergleichstudie-2023.pdf?__blob=publicationFile&v=
Seifert, A., Martin, M., Lanarés, J., Schärer, H.-R. & Knüsel, P. (2023). Schweizer Bildungsbericht 65+ 2023. U3 – Schweizerischer Verband der Seniorinnen- und Seniorenuniversitäten & VSV – Verband der Schweizerischen Volkshochschulen. https://www.uni-3.ch/images/pdf/U3-Befragung_Bericht_2023/U3_VHS_Bericht_23_Deutsch.pdf>
Winkler, K. & Fink, J. (2022): Personalentwicklung in der digitalisierten Arbeitswelt – Das individuelle, lebenslange Lernen im Mittelpunkt. In A. Cloots (Hrsg.), Hybride Arbeitsgestaltung. (1. Auflage, S. 61-85). Springer. https://doi.org/10.1007/978-3-658-36774-9_4